Wenn wir wollen, senden sie uns Liebe
Mädchen lieben Pferde. Die meisten Pferdebesitzer:innen sind Frauen. Das sind so Allgemeinplätze, die mir immer wieder begegnen und die wohl auch den Statistiken entsprechen. Ich meine aber nicht diese "Pferdeliebe", die gerne auch in den sehr aktuellen Pferde-Romanen für Mädchen beschworen wird, in denen Pferde gerettet werden und da dann noch ein Stallbursche erste Frühlingsgefühle erweckt (viele dieser ins Deutsche übersetzten Romane stammen aus dem angelsächsischen Raum). Ich war auch so ein Pferdekind, wenn auch nur für kurze Zeit. In meiner Kinderwelt habe ich mir die Pferde vorwiegend gezeichnet. Und ja, Black Beauty habe ich auch gelesen. Heute sehe ich diese Welt ganz anders. Ich beobachte und lasse die Pferde mir meine Welt bebildern. Immer wieder erlebe ich es, dass die Pferde geheime Signale senden. Nicht immer kann ich sie lesen, aber immer öfters. Das kann auch nicht jedes Pferd ad hoc. Manchmal braucht es einen Prozess des "renaturing", dem Weg zurück zur Ursprünglichkeit. In Bälde werde ich neue Wege des "renaturing" für Menschen soweit für mich erarbeitet haben, dass ich sie weitergeben kann. Meine Lehrmeister sind v.a. auch die Pferde. Weshalb also gibt es für mich die Liebe zu den Pferden? Wenn das weiche Maul mich anstupst oder der grosse Kopf eines Pferdes (der kann rund 20 kg wiegen) auf meiner Schulter liegt und ich den Atem im Nacken spüre oder wir zusammen atmen, dann öffnet sich mein Herz und es schlägt ruhiger (das hat einen heilenden Effekt, wie die Wissenschaft gemessen hat). Nach drei Jahren regelmässiger Anwesenheit in einer kleinen Herde ehemaliger Rennpferde sehe ich ihr feines Feld an Kommunikationsfäden, in das sie mich jeweils "einfädeln", mit einladen, für diesen Moment Mitglied der Herde zu werden. Und ist es nicht schön, Mitglied einer Gruppe zu sein? Wie viele Menschen dürfen aufwachen, diese Sprache zu verstehen? Zu "renaturieren", ein auch philosophisches Konzept, wie Baptise Morizot in "Philosophie der Wildnis - oder - Die Kunst, vom Weg abzukommen" diskutiert. "Au grand air" - an die frische Luft gehen, wie er schreibt, bedeutet, "in die Natur gehen". Was auch bedeutet, dass die Natur nicht bei uns ist, sondern von uns erst aufgesucht werden muss. Weil wir selbst eben "nicht" Natur sind, so wurde uns westlichen Menschen, den „wissenden“ Menschen (homo sapiens) seit dreihundert Jahren zumindest weisgemacht. Doch was heisst „wissen“? „Lieben“?
Danke für den Beitrag!