Autonomes Horsemanship kratzt am Bekannten. Weshalb es doch lohnt, sich darüber Gedanken zu machen
Dylan in seiner Herde im Sommer 2023 (Foto: Susanne Neubauer)
Wer mich kennt, weiss, dass ich mein Pflegepferd Dylan sehr liebe. Als ehemaliges Rennpferd ist er nicht das einfachste Pferd im Umgang. Er bekam in seiner Vergangenheit auch so einige „Labels“. Seit ich mich mit ihm beschäftige, zeige ich ihm, dass er mir nichts geben muss. Nicht mal Aufmerksamkeit. Das kratzte in der Vergangenheit manchmal an meinem Ego. Zugleich habe ich aber auch gemerkt, dass ich zuerst einen Blick auf mich werfen muss. Er hat mir oft gezeigt, dass ich noch nicht so weit bin. Unsere „Beziehung“ hatte deswegen auch Hochs und Tiefs. Und so muss es sein. Vor einer Woche hatten wir ein Treffen aller Pat:innen auf dem Hof. An diesem Tag habe ich mich mit zwei Pferden, auch Dylan, beschäftigt bzw. ihnen meine Zeit gegeben. Nach einer Kaffee-Pause ging ich alleine nochmals ins Freie und sah die beiden weit weg auf der Weide. Zack. Ich war im Blick. Ich habe meine Hände gehoben und etwas geklatscht und in die Richtung geschrien (ich kann nicht schreien, es war etwas Anderes) „inecho!“, denn es wurde schon etwas dunkel.
In dem Moment galoppierten beide, komplett unerwartet für mich, aber doch mit einem Bild in mir vorangekündigt, auf mich zu, so dass ich sie kurz vor mir stoppen musste. In dem Moment, pure Emotion, geteilt.
Als Mitglied der Gruppe „Many Paths to the Heart“, ein Verein zur Förderung des Gedankens des Autonomen Horsemanship, gegründet von der Amerikanerin Stormy May, sprechen wir viel über die „Freiheit“ der Pferde in unserer Gesellschaft. Das Hauptaugenmerk der Gruppe liegt in der Vermittlung von Wissen, dass Reiten ein Pferd nicht autonom, sondern abhängig macht. Es ist ein komplexes Thema, denn der „Gebrauch“ von Pferden ist das, wofür Pferde seit Menschengedenken gefüttert werden.
Wir haben in langer Arbeit eine Broschüre mit verschiedenen Aspekten zusammengestellt, über die wir anregen wollen, nachzudenken. Hier ist der Download-Link.
Ich bin die einzige Deutschsprechende in der Gruppe und habe es mir zur Aufgabe gemacht, Wissen darüber auch in Deutsch verfügbar zu machen. Das Booklet zum Autonomen Horsmanship wurde von mir gestaltet. Ich freue mich, wenn es weiterverteilt wird! Es ist kostenlos verfügbar und Du musst nicht einmal Deine E-Mail-Adresse dafür angeben ,-)
Update zum Kurs "Lernen vom Tier" im Kientalerhof: Es sind bereits Anmeldungen eingegangen. Wunderbar! Da ich nur mit ca. 10 Personen arbeiten werde, empfehle ich eine schnelle Anmeldung.
Herzlich, Susanne Neubauer
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