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Wie es sich anfühlt, dem Anderen* Kompetenz zuzugestehen

Mein Hündin hat mir die Augen geöffnet



Das Thema mit der Kompetenz... Wir wollen kompetent erscheinen und tun auch sehr viel dafür. Kompetenzen erwerben gehört zum A und O unserer Berufswelt und ist Teil des "lebenslangen Lernens". Das ist auch irgendwie gut so finde ich. Irgendwie bin ich das beste Beispiel dafür von "lebenslangem Lernen", einem Credo, das mit meine Grossmutter übertragen hat und das ich vielleicht mein Leben lang etwas zu ernst genommen habe. Über das will ich aber jetzt nicht schreiben, denn ich denke in diesem Moment über etwas anderes nach: die Kompetenz des Anderen*. Mit dem Anderen* meine ich zum einen natürlich nicht das Ich (Ich ist nicht der Andere, kann aber sehr ähnlich sein), sondern das Gegenüber und in einem weiteren kulturellen Zusammenhang insbesondere auch nicht-menschliche Andere (deswegen das *, ist gerade eine Erfindung von mir). Die amerikanische Naturwissenschaftshistorikerin und Frauenforscherin Donna Haraway beispielsweise hat sich mit dem Anderen* beschäftigt, oder Jane Bennett, Politikwissenschaftlerin, erweitert das Andere* (Tiere z.B.) durch Objekte (Steine z.B.), in dem sie untersucht, wie diese Objekte uns Menschen beeinflussen - und sozusagen Agenten (sie sagt "quasi agents") sind. Mobiltelefone sind das beste Beispiel, wie sie unser Verhalten beeinflussen. Bennett versteht das aber in einem viel grösseren Kontext. Diese theoretischen Überlegungen bilden manchmal etwas ab, was ich im Alltag erlebe. So hatten wir wieder einmal die Silvesternacht und in unserer Gegend kam es vor, dass auch Tage danach noch einzelne Knaller abgeschossen wurden. Die Menschen denken vielleicht, "jetzt hab ich sie schon gekauft, jetzt will ich sie doch noch ablassen. Muss ja meine Jungs etwas bespassen." Oder so was Ähnliches.


Wenn ich einen Knall höre, folgt unmittelbar eine Reaktion meiner Hündin. Sie zieht den Schwanz ein, winselt, blickt mich an, wechselt das Stockwerk, blickt aus dem Fenster, wieder mich an, geht von mir weg, kommt wieder zu mir her. In diesen Momenten merke ich unweigerlich einen Impuls in mir, einzugreifen. Zu sagen, "komm her zu mir", "setz dich zu mir", "blöde Schiesserei". Ich habe das auch schon gemacht. Die letzten Male habe ich mich bewusst zurückgehalten. Ich habe sie entscheiden lassen, was sie machen will oder machen muss. Eben, das Stockwerk wechseln, zu mir kommen, dann wieder weggehen. Meine ersten Gedanken waren, "ich bin doch der Anker, bleib bei mir", um mich im gleichen Moment zu korrigieren und einfach nur da zu sein, meine aktuelle Tätigkeit zu unterbrechen und da zu sein. Zu beobachten (es ist etwas mehr als beobachten, die Trust Technique-bewandten wissen, was ich meine). Erfahren, wie sie ihren Erfahrungsprozess durchläuft und sich am Ende doch neben mich setzt. Und wie fühlt es sich für mich an? Gut. Sehr gut. Viel Gefühl der Sicherheit kommt in mir auf. Ein bisschen Stolz. Auf meine Hündin, aber auch auf mich. Wichtige Erfahrungen sind das, für unsere Beziehung.

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